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Asyl- und Integrationsbericht 2022

Derzeit leben 182 geflüchtete Menschen in Kriftel


Die Gemeinde Kriftel bemüht sich seit Jahren durch Angebote und Initiativen, Menschen mit Migrationshintergrund dabei zu helfen, sich in das gesellschaftliche Leben in Kriftel zu integrieren.

Bürgermeister Christian Seitz legte jetzt in den Ausschüssen den Asyl- und Integrationsbericht der ersten Jahreshälfte 2022 vor. „Die Gemeinde Kriftel bemüht sich seit Jahren durch verschiedene Angebote und Initiativen, Menschen mit Migrationshintergrund dabei zu helfen, sich in das gesellschaftliche Leben in Kriftel zu integrieren. An diesen Bemühungen hat der Ausländerbeirat einen sehr großen Anteil, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, nicht nur Vorschläge für Integrationsmaßnahmen zu machen, sondern auch aktiv ehrenamtlich viele Aufgaben zu übernehmen“, so Seitz. Sehr früh sei daher in Kriftel schon damit begonnen worden, Sprachkurse zu organisieren oder Schüler der Weingartenschule mit Migrationshintergrund für besondere Leistungen zu ehren. „Auch die Lernstube, die Schülern mit Migrationshintergrund hilft, die Themen in der Schule zu verstehen und zu lernen, ist seit über 40 Jahren ein wichtiger Bestandteil der Integrationsarbeit in Kriftel“, heißt es im Bericht.

Mit dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 habe sich die Situation in Europa und Deutschland grundlegend verändert. Seitdem sind hunderttausende Menschen aus der Ukraine in europäische Nachbarstaaten und vor allem auch nach Deutschland geflüchtet. „Anders als bei der so genannten Flüchtlingskrise erfolgt die Aufnahme der Geflüchteten fast ausschließlich in privatem Wohnraum. Die Hilfsbereitschaft ist riesengroß“, heißt es im Bericht weiter. Ein Anstieg der Flüchtlingszahlen sei zu befürchten.

In Kriftel sind inklusive der Geflüchteten aus der Ukraine derzeit 182 geflüchtete Menschen untergebracht. Das sind 1,60 Prozent der Krifteler Bevölkerung. Davon kommt der Großteil aus der Ukraine (86 Personen), aus Afghanistan (43) und aus Pakistan (15). In der Gemeinschaftsunterkunft (GU) des Main-Taunus-Kreises in der Richard-Wagner-Straße sind derzeit 37 Personen untergebracht: 15 aus Afghanistan, acht aus Pakistan, fünf aus dem Irak, vier aus Eritrea, je zwei aus Syrien und Somalia sowie eine Person aus Äthiopien. In der Gemeinschaftsunterkunft der Gemeinde Kriftel in der Hofheimer Straße sind 22 Mobilheime mit 59 Geflüchteten belegt. Die Mehrzahl der Bewohner/innen kommt aus Afghanistan (28), sieben Personen kommen aus Pakistan und vier aus Syrien. Sieben Mobilheime sind mit insgesamt neun Obdachlosen belegt und ein Mobilheim ist für den Quarantänefall reserviert.

Anders als bei der so genannten „Flüchtlingskrise“ in den Jahren 2015/2016, haben die aufgrund des Krieges in der Ukraine geflüchteten Menschen ausschließlich private Unterkünfte in Kriftel in Anspruch genommen, heißt es im Bericht. „Sehr häufig gibt es bereits Kontakte in unsere Gemeinde, die zum Teil beruflich, familiär oder durch persönliche Freundschaften begründet sind“, so Seitz. Da die Geflüchteten zunächst drei Monate in Deutschland bleiben können, ohne einen Asylantrag zu stellen, könne die genaue Anzahl der in Kriftel lebenden Ukrainer nicht mit hundertprozentiger Sicherheit bestimmt werden. „Die Gemeinde und auch der Main-Taunus-Kreis haben dazu aufgerufen, dass die Geflüchteten sich in der Verwaltung melden“, so Seitz. „Wir haben außerdem sehr frühzeitig ein Online-Portal entwickelt, bei dem sich engagierte Krifteler melden können, wenn sie Hilfe anbieten können. Dazu gehören auch Unterkünfte. So ist es bislang gelungen, alle Geflüchteten aus der Ukraine, die sich an die Gemeinde gewendet haben, in privaten Unterkünften unterzubringen. Allen, die hier Wohnraum angeboten haben, gehört Dank und Respekt!“

„Seit November 2021 wächst wieder der Druck auf die Gemeinschaftsunterkünfte, so dass der Main-Taunus-Kreis bereits vor dem Krieg in der Ukraine die Städte und Gemeinden dazu aufgefordert hat, weitere Unterkünfte für Geflüchtete zu schaffen“, heißt es im Bericht weiter. „Insbesondere diejenigen Migranten, die durch Anerkennung berechtigt sind aus den Gemeinschaftsunterkünften auszuziehen, nimmt der MTK nun stärker in den Fokus und die Städte und Gemeinden in die Pflicht.“ In der Hofheimer Straße sind derzeit 10 Personen, in der Richard-Wagner-Straße 12 Personen auszugsberechtigt.

Neues Zuweisungs- und Verteilungssystem des MTK

Derzeit wird durch den Kreis in Zusammenarbeit mit den Städten und Gemeinden eine „Vereinbarung über die Bildung einer Solidargemeinschaft zur Unterbringung von Geflüchteten im Main-Taunus-Kreis“ erarbeitet, berichtete Seitz. Ziel sei es, die Unterbringung von Geflüchteten als gesellschaftliche Gemeinschaftsaufgabe für den Kreis und die 12 Städte und Gemeinden zu betrachten. „Stehen dem Kreis nicht genügend freie Plätze in Gemeinschaftsunterkünften zur Verfügung, so wird der Kreis auf Direktzuweisungen zurückgreifen. Diese orientieren sich in Zukunft danach, wie stark es einer Gemeinde gelungen ist, Migranten aus den Gemeinschaftsunterkünften in regulären Wohnraum zu vermitteln“, so Seitz weiter.

Seit dem 1. August 2018 ist Semiha Eroglu-Buch als Sozialarbeiterin bei der Gemeinde Kriftel beschäftigt. Zu ihren Aufgabenfeldern zählen die Koordinierung und Optimierung von Integrationsmaßnahmen und Projekten, Nutzung von Förderprogrammen, Vernetzung mit anderen Kommunen und Institutionen sowie der Aufbau von Strukturen, die in diesem Zusammenhang nötig sind. Sie bietet eine Sprechstunde für Geflüchtete, Migranten, Obdachlosen und bedürftigen Personen, auch deutscher Nationalität, im Rathaus an, betreut verantwortlich die Gemeinschaftsunterkunft in der Hofheimer Straße und koordiniert sämtliche Arbeiten rund um die Anlage, beauftragt Hausmeister, steuert Reparaturmaßnahmen, kontrolliert die Zuordnung der Unterkunftskosten und ist für die allgemeine Situation in der Anlage verantwortlich. „Sie ist wichtige Schnittstelle zwischen der Gemeinde, dem Main-Taunus-Kreis, den ehrenamtlich Tätigen und den Geflüchteten aber auch für die oben genannten Personengruppen, da sich das Aufgabengebiet aufgrund des steigenden Bedarfs ständig vergrößert“, betonte Bürgermeister Christian Seitz in den Ausschüssen.

Während der Corona-Pandemie wurden verschiedenste Maßnahmen durchgeführt, um die Bewohner der Unterkünfte so gut wie möglich auf die Situation vorzubereiten und zu unterstützen. Es wurden unter anderem Aushänge und Flyer zu den Hygiene-Regeln in mehreren Sprachen verteilt, Einzelgespräche mit den Bewohnern geführt, um die Regeln zu vertiefen und Fragen zu beantworten, Schutzmasken für die Bewohner organisiert und verteilt. Außerdem in Zusammenarbeit mit dem Main-Taunus-Kreis Impfaktionen für die Geflüchteten in den Unterkünften durchgeführt.

Große Sammelaktion

„Die Hilfsbereitschaft der Bevölkerung in Bezug auf den Krieg in der Ukraine ist sehr hoch. Es gibt verschiedene Initiativen, die versuchen Sachspenden, aber vor allem auch Geldspenden zu organisieren“, betonte Seitz. So wurden durch einen Spendenlauf der Weingartenschule, eine Spendenaktion der Turn- und Sportgemeinde, mehrere Benefizveranstaltungen und die große Spendenaktion des Partnerschaftsvereins und der Gemeinde zur Unterstützung der Partnerstadt Pilawa Gorna eine große Menge an Sach und Geldspenden gesammelt. Der Arbeitskreis Flüchtlinge organisierte am 10. April eine große Willkommensveranstaltung in der kleinen Schwarzbachhalle und lud alle Ukrainischen Flüchtlinge dazu ein. Dabei konnten viele Kontakte geknüpft werden und Hilfsangebote gemacht werden. Auch das Cafe „St. Vitus“ hat sein Angebot wieder aufleben lassen. Hier sind Geflüchtete und ihre Gastfamilien von einem ehrenamtlichen Team der katholischen Kirchengemeinde zweimal in der Woche zu Kaffee und Kuchen und zum Austausch eingeladen.

Weitere Aktionen und Initiativen

Kleiderkammer „Come In“: Aufgrund der Pandemie war das Come-In aktuell geschlossen und die Kleiderkammer wurde aufgelöst. Es werden allerdings weiterhin Sachspenden telefonisch entgegengenommen, Bedürftige können sich bei Bedarf ebenfalls telefonisch melden.

Fahrrad-Werkstatt: Sie hat aktuell wieder verstärkt Zulauf durch die Menschen aus der Ukraine. Es gibt weiterhin die Möglichkeit, Termine zu vereinbaren, um Räder abzugeben, zu kaufen oder reparieren zu lassen.

Internationale Spielkreise: Der vom Ausländerbeirat Kriftel und dem Krifteler Familienzentrum organisierte internationale Spielkreis ist aufgrund der Pandemie seit Anfang März 2020 ausgesetzt. An dieser Situation hat sich auch in 2021 bislang nichts geändert.

Kita-Plätze: Grundsätzlich haben die Kinder aus der Ukraine die Möglichkeit, in einer Kita betreut zu werden. „Diese sind allerdings gerade jetzt zum Ende des Betreuungsjahres ausgelastet, so dass vermutlich nur einzelne Kinder in einer Einrichtung betreut werden können. Die Gemeinde ist derzeit aber dabei, ein Betreuungsangebot für ukrainische Kinder zu schaffen und kann dabei auf Ukrainerinnen zurückgreifen, die sich gemeldet haben, eine solche Betreuungsaufgabe übernehmen zu können“, teilte der Bürgermeister in den Ausschüssen mit.

Sprachkurse: Der durch den Ausländerbeirat und der Sozialarbeiterin der Gemeinde organisierte Sprachkurs für Frauen im Rahmen des Landesprogrammes "Mitsprache-Deutsch4U" ist in 2021 wieder angelaufen. Den Kurs trägt aktuell die Gemeinde Kriftel.

Integrationslotsen: Dies sind Menschen, die Geflüchteten und Migranten partnerschaftlich bei der Integration unterstützen. Sie sind Berater, Vermittler, Kultur- und Sprachdolmetscher. Integrationslotsen informieren über Angebote und Möglichkeiten in der eigenen Gemeinde/Kreis und stellen Kontakte zu den örtlichen Behörden, Organisationen, Vereinen oder zu Beratungsstellen her. Sie leisten damit Hilfe zur Selbsthilfe. Die Integrationslotsen sind dabei ehrenamtlich engagierte Mitbürger aus der Gemeinde Kriftel, die den Geflüchteten/Migranten bei der Orientierung am und um den Unterbringungsort helfen, damit diese Angelegenheiten des alltäglichen Lebens selbstständig bewältigen können und wichtige landestypische Gegebenheiten und Verhaltensregeln kennenlernen. Derzeit gibt es zehn in Kriftel.

Sport und Flüchtlinge: Das Programm des „Hessischen Ministeriums des Innern und für Sport“ wurde in 2019 zum ersten Mal für Kriftel beantragt und durchgeführt. Der für die Gemeinde benannte Sportcoach organisierte eine Reihe von Maßnahmen mit Geflüchteten und Bürgern mit Migrationshintergrund, darunter die beiden Sportkurse „Frauen in Bewegung“ und „Fit zusammen“. Seit Mitte 2020 wurde ein Afghanischer Geflüchteter als Tandem-Sportcoach aufgenommen. Eine internationale Herren-Fußballmannschaft trifft sich seit August regelmäßig zum gemeinsamen Trainieren. Das Team spielt bereits aktiv gegen andere Mannschaften im Main-Taunus-Kreis. So konnte das Team bei einem inoffiziellen Turnier gegen andere Mannschaften Geflüchteter in Eschborn den ersten Platz belegen.

Infos gibt Semiha Eroglu-Buch unter 06192/4004-63
oder
semiha.eroglu-buch[at]kriftel.de.


Quelle: Internetseiten der Gemeinde Kriftel (Tina Schehler)